Talk der Religionen mit: Nihat Köse, Dieter Bökemeier, Anne Weber, Josef Kalasch, Matitjahu Kellig. (v.l.)

Von Pflanzen bis Kamelfleisch

„Talk der Religionen“ thematisierte Speisevorschriften und ihre Bedeutung

Kreis Lippe/Herford. Zum zweiten Mal öffnete die Herforder Synagoge zum interreligiösen Gespräch in der Veranstaltungsreihe „Talk der Religionen“ ihre Tore. Prof. Matitjahu Kellig, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Herford-Detmold, begrüßte die verschiedenen Religionsvertreter, insbesondere auch Josef Kalasch, der als Vertreter des ezidischen Elternvereins Detmold erstmalig in der Runde dabei war.

Nihat Köse, Öffentlichkeitsreferent des Islamischen Kommunikationszentrums in Detmold, begeht derzeit den muslimischen Fastenmonat Ramadan. Erst bei Sonnenuntergang dürften die Gläubigen wieder essen und trinken, was durch das gemeinschaftliche Fastenbrechen geschehe. Köse erläuterte, dass er die Speisevorschriften des Islam (verboten seien zum Beispiel Schweinefleisch und Alkohol) freiwillig befolge und diese immer auch etwas damit zu tun hätten, dass barmherzige Menschen Essen miteinander teilen.

Josef Kalasch erläuterte die Grundzüge der ezidischen Religion, der keine Schrift zugrunde liege. In seinem Glauben sei eigentlich alles Essbare erlaubt, was Gott geschaffen habe und woran man nicht sterbe. Allerdings gebe es bestimmte Arten von Salat oder Gemüse, die aus religiösen Gründen in der Regel nicht gegessen werden.

Anne Weber, die katholische Vertreterin, machte deutlich, dass in der  Bibel im 1. Bund Gottes mit den Menschen nur Pflanzen und Samen zu essen erlaubt seien. Der 2. Bund nach der Sintflut erlaube auch Fleisch. Jesus mache jedoch deutlich, dass man nicht durch den Verzehr bestimmter Speisen unrein werde, sondern durch falsche Rede. Von Speisevorschriften seien lediglich noch das Fleischverbot am Freitag, Karfreitag und Aschermittwoch als Gedenkritual übrig geblieben.

Landespfarrer Dieter Bökemeier von der Lippischen Landeskirche betonte, dass Paulus geschrieben habe, dass man getrost alles essen könne, aber auf andere Vorstellungen Rücksicht nehmen solle. Dies gelte auch für unser heutiges Leben in einer multireligiösen Gesellschaft.

Auf die vier Kriterien koscheren Essens wies Matitjahu Kellig hin. Diese bezögen sich auf erlaubte und nichterlaubte Tiere (z.B. Schwein und bestimmte Meerestiere), das Verbot des Blutgenusses, die Trennung von fleischigen und milchigen Lebensmitteln und spezielle Vorschriften für den Herstellungsprozess von Lebensmitteln. Für ihn als Juden gäbe es in Detmold und Herford kein koscheres Restaurant, allerdings könne er wunderbar „zum Türken“ um die Ecke gehen. Da gäbe es sehr viele Ähnlichkeiten. Nihat Köse bekräftigte diese Erfahrung. In einem Punkt allerdings unterscheide man sich, ergänzte er schmunzelnd: er dürfe Kamelfleisch essen, die Juden hingegen nicht.

Viele Gäste diskutierten mit, wozu die Speisevorschriften heute aufrufen. Dabei spielten gesundheitliche Gründe durch zeitweise Enthaltsamkeit für die Wahrnehmung von Gott ebenso eine Rolle wie der bewusste Umgang mit Lebensmitteln und die Verantwortung für die Schöpfung.

15.05.2019