Vortrag: Südafrika-Expertin Dr. Rita Schäfer informierte über die aktuelle Situation in Südafrika.

Nelson Mandelas Erbe

Südafrika-Expertin Dr. Rita Schäfer sprach in Detmold

Kreis Lippe/Detmold. Der Kämpfer gegen die Apartheid und spätere Friedensnobelpreisträger wäre am 18. Juli dieses Jahres 100 Jahre alt geworden. Unter dem Titel „Quo vadis, Südafrika? – Nelson Mandelas Erben an der Macht“ hat Südafrika-Expertin Dr. Rita Schäfer darüber gesprochen, was aus seinem Erbe geworden ist. Pfarrerin Stefanie Rieke-Kochsiek begrüßte rund 70 Gäste zum Vortrag, zu dem die Lippische Landeskirche ins Gemeindehaus der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Detmold eingeladen hatte.

Nelson Mandela (1918-2013) wird in Südafrika mit einer fast religiösen Ehrfurcht als „Vater der Nation“ verehrt. Jahrzehnte seines Lebens hat er dem Kampf gegen das rassistische Apartheidregime gewidmet und saß 27 Jahre im Gefängnis. Stets predigte er Versöhnung mit den Weißen und baute das Land als erster schwarzer gewählter Präsident 1994 zur Demokratie auf.
Bei der schwarzen Bevölkerungsmehrheit herrsche heute jedoch große Ernüchterung, berichtete die freiberufliche Wissenschaftlerin und Autorin Dr. Rita Schäfer. Bildungschancen seien für die weiße Minderheit nach wie vor besser. Trotz Armutsbekämpfung lebten viele Familien noch in Wellblechhütten. Das Land kämpfe mit der Überwindung von Korruption und einer gerechten Landverteilung. Jacob Zuma, von 2009-2018 Präsident von Südafrika, sei zwar wegen Korruption verurteilt worden: „Der Gupta-Clan, ein Familienverband indischer Abstammung, baut jedoch seit 1993 eng verflochten mit Zuma seine wirtschaftliche Macht aus, die als „State Capture“ (Übernahme des Staates) bezeichnet wird.“
Das Land müsse umverteilt werden, um die Schere zwischen Arm und Reich und Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, so Schäfer. Die Ungerechtigkeit, die durch Zwangsumsiedlungen entstanden sei, müsse im Interesse des „Nation-Building“ überwunden werden. Unter dem neuen Präsidenten Cyril Ramaphosa müsse die Landreform kritisch und agrarpolitisch diskutiert werden. Dies werde den Wahlkampf 2019 dominieren. „Die Regierung hat ihr Ziel, 30 Prozent des Landes der schwarzen Bevölkerungsmehrheit bis 2014 zurückzugeben, nicht erreicht und es auf 2025 verschoben“, so Rita Schäfer weiter: „Deutsche Banken haben die Apartheid mitfinanziert und dem Unrechtsstaat Südafrika Kredite gegeben. Nach der Befreiung 1994 sind Schulden nicht wie etwa im Irak erlassen worden. Die Regierung Mandela kämpfte mit der Schuldenlast und konnte die Landreform nicht in Angriff nehmen, was Investoren abschreckte.“     
Erschwerend komme unter anderem hinzu, dass der Klimawandel viele Regionen unfruchtbar mache. So werde es zum Beispiel Rooibuschtee voraussichtlich in zehn Jahren nicht mehr geben.
Der Abend wurde musikalisch mit afrikanischen Songs von Gospel X unter Leitung von Peter Stolle umrahmt. Der Eine-Welt-Laden „Alavanyo“ bot fair gehandelte Produkte des Landes an. 

06.08.2018