„Schutzlosigkeit“ heißt eins der Bilder, das in der Selbsthilfegruppe Allerleirauh entstanden ist.

Manche haben geweint

„Der Gewalt etwas entgegensetzen“ – eine Ausstellung der Selbsthilfegruppe Allerleirauh

Kreis Lippe/Detmold. „Eine richtig feste Idee sollte man nicht haben, wenn man anfängt zu malen – die Bilder entwickeln sich von alleine“, erzählt Katharina von der Detmolder Selbsthilfegruppe Allerleirauh. Bilder, in denen Frauen, die Gewalt erfahren haben, ihre Ängste, ihre Schmerzen, aber auch ihre Hoffnungen verarbeiten. Zu sehen sind sie ab Mittwoch, 22. November, unter dem Titel „Der Gewalt etwas entgegen setzen“ im Gemeindehaus der Erlöserkirche am Markt in Detmold.

Im Märchen der Gebrüder Grimm ist Allerleirauh eine Königstochter, die vor ihrem Vater, der sie als Frau begehrt, flieht. In Detmold hat Allerleirauh einem Zusammenschluss von Frauen ihren Namen gegeben, die in ihrer Jugend Gewalt erfahren haben – die geschlagen, missbraucht, vergewaltigt wurden. Die Selbsthilfegruppe bestand sieben Jahre lang unter dem Dach der Frauenberatungsstelle Alraune. Sieben Jahre, in denen die Frauen auch gemalt haben. „Die Bilder sind teils gegenständlich, teils abstrakt gehalten. Sie zeigen, was wir erlebt haben, und was uns bewegt. Wir wollen Leute damit aufrütteln“, erzählt Katharina. Die Ausstellung „Der Gewalt etwas entgegen setzen“ ist für die Frauen der Abschluss von Allerleirauh. Im vergangenen Jahr löste sich diese Selbsthilfegruppe auf, ein neuer Zusammenschluss unter dem Dach der Alraune entwickelt sich gerade: „Aber aus Allerleirauh heraus ist ein Freundeskreis entstanden, in dem wir uns weiterhin treffen und unsere aktuellen Probleme besprechen können.“ Denn für viele ziehen sich die Muster und Rollen aus Kindheit und Jugend durch das ganze Leben. Oft sind Erfahrungen sexueller Gewalt aus der Kindheit auch jahrelang verschüttet – bis auf einmal alles wieder hochkommt. So wie bei Beate – ihr fällt es heute schwer, den Fernseher anzuschalten. „Es kommt dann vor, dass ich etwas sehe, das mich an Vergangenes erinnert. Dann falle ich zurück in etwas, an das sich gar nicht rühren will.“ Ehepartner können oft nicht helfen, wissen teilweise nicht mal Bescheid über das, was ihrer Frau früher passiert ist. „Einige können nur in der Selbsthilfegruppe darüber reden - mit Frauen, die ähnliches mitgemacht haben.“

Die Ausstellung „Der Gewalt etwas entgegensetzen“ war bereits einmal zu sehen – letztes Jahr in Blomberg. Die Bilder lösten Betroffenheit aus, berichtet Beate: „Manche Menschen habe beim Betrachten der Bilder geweint. Ich habe schon gedacht, vielleicht muten wir den Leuten zuviel zu.“ Die Ausstellung „Der Gewalt etwas entgegensetzen“ ist vom 22. November bis zum 1. Dezember im Gemeindehaus der Erlöserkirche am Markt zu sehen. Öffnungszeiten sind montags bis donnerstags von 9 Uhr bis 12 Uhr sowie mittwochs und freitags von 16 Uhr bis 18 Uhr und nach Vereinbarung. Veranstalter ist die Arbeitsgruppe der Lippischen Landeskirche zur ökumenischen Dekade zur Überwindung von Gewalt und die Frauenberatungsstelle Alraune e.V.

 

18.11.2006