Alle Nachteile im Süden
Intensive Diskussion zum Thema Wasser im Landeskirchenamt in Detmold
„Es gibt kein Leben und Wachstum ohne Wasser“, sagte Kurt Kalkreuter, stellvertretender Landrat, in seinem Grußwort. Der Schutz und die Kontrolle des Wassers vor Ort habe in Lippe höchste Priorität.
Dass die Wasserwelt in Lippe weitestgehend noch in Ordnung ist, konnte Dr. Michael Kerth von Dr. Kerth + Lampe Geo-Infometric GmbH den etwa 40 Zuhörern vorstellen. Ein Zurücklehnen beim Thema Wasser halte er aber in keinem Fall für sinnvoll, insbesondere mit Blick auf den Süden. „Es ist schon verrückt, dass wir als Hauptverursacher des Wasserstresses dennoch alle Vorteile genießen und alle Nachteile in den Süden ausgelagert haben“.
Dass dies so ist, konnten Katharina Utzolino vom Süd-Nord-Kontor Hamburg und Sabine Hartmann, Brot für die Welt- Beauftragte der Lippischen Landeskirche, verdeutlichen. Firmen des Nordens produzierten in Ländern des Südens Früchte, Kleidung und Futterpflanzen für Tiere, unter anderem auch, da im Süden die Umweltauflagen nicht so hoch seien, und nutzten intensiv die knappen Wasserressourcen vor Ort, so Sabine Hartmann. Etwa 1,8 Milliarden Menschen müssten derzeit weltweit unzureichend aufbereitetes oder verunreinigtes Wasser trinken. Dies den Menschen nahe zu bringen, habe sich das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt mit seiner 59. Aktion „Wasser für alle!“ vorgenommen.
Wie es anders gehen kann, erklärte Katharina Utzolino vom Süd-Nord-Kontor, Handelszentrum für faire Produkte aus allen Kontinenten. So sei Brasilien der weltweit größte Kaffeeproduzent. Es gebe Monokulturen mit zentraler Bewässerung, dazu würden Pestizide und Dünger eingesetzt. Bei der Herstellung des fair gehandelten Biokaffees in Tansania hingegen würden Verfahren angewandt, die die Wasserressourcen schonten. Der Kaffee werde in Mischkulturen angebaut, keine Pestizide eingesetzt und die Bewässerung erfolge über Niederschlagswasser. Insgesamt würden bereits 80 Prozent der fair gehandelten Produkte in ökologischer Landwirtschaft hergestellt. Doch dieses System sei durch den Klimawandel in Gefahr, warnte Utzolino: „Kleinbauern sind besonders abhängig von stabilen klimatischen Bedingungen“ und diese gingen immer mehr verloren. Dürren und Überschwemmungen zerstörten die aufgebauten Strukturen wieder: „Das Rad dreht sich zurück.“ Und obwohl Konsumenten durch ihr Einkaufsverhalten zum Beispiel einiges für die Kleinbauern im Süden bewirken könnten, waren sich alle drei Referenten einig: „Ohne entsprechende politische Rahmensetzungen wird sich im großen Maßstab nichts ändern.“
22.05.2018