Uscha Urbainski und Corinna Bernshaus (von links) haben den gesamten „Kunst.Raum.Kirche“ für ihre Installationen genutzt. Wer die Kirche durchstreift, wird überraschende Perspektiven entdecken.

Abbrüche und Aufbrüche

Ausstellung „Metamorphose“ in der Detmolder Christuskirche

Detmold. Anfang und Ende, Abbruch und Aufbruch - die intensive Auseinandersetzung mit diesen Gegensätzen ist den Werken der beiden Düsseldorfer Künstlerinnen Uscha Urbainski und Corinna Bernshaus deutlich abzuspüren. Die ev.-ref. Kirchengemeinde Detmold-West zeigt in ihrem „Kunst.Raum.Kirche“, der Detmolder Christuskirche, die von den Künstlerinnen geschaffene Ausstellung „Metamorphose“.

Uscha Urbainski und Corinna Bernshaus führten im Gespräch mit Pfarrer Maik Fleck und den Besuchern der Ausstellungseröffnung am Ewigkeitssonntag (20. November) in die Werkschau ein. Gut 20 Bilder, Objekte und Installationen zeigen sie in der Christuskirche. Für die Detmolder Ausstellung hätten sie mit Blick auf den besonderen Ort und die jahreszeitliche Thematik „Tod und Sterben“ bzw. Ende des alten und Beginn des neuen Kirchenjahres ein eigenes Konzept entwickelt, erläuterten die Künstlerinnen. Unter dem Stichwort „Metamorphose“ (Verwandlung in eine andere Gestalt) würden sie im Blick auf Leben und Tod fragen nach der Veränderung und nach dem Beständigen.

Pfarrer Fleck ergänzte, dass angesichts des Ausstellungsortes und der Jahreszeit die gezeigten Kunstobjekte eine ganz eigene Dynamik entfalten könnten. Sie regten an zu Gedanken und Gesprächen über Trauer, Abschied und die christliche Botschaft der Auferstehung. Es gebe eine „altkirchliche Symbolik“, die sich einer der wohl bekanntesten Metamorphosen aus dem Tierreich bediene: der Verwandlung der Raupe über die Insektenpuppe zum Schmetterling. Die Schilderung dieser Entfaltung sei in früheren Jahren benutzt worden, um die Leidensgeschichte Christi, die Grabesruhe und die Auferstehung begreifbarer zu machen.

In den Installationen, die Corinna Bernshaus in der Christuskirche zeigt, spielt die Spindel als symbolischer Träger des Lebensfadens mit einem Anfang und einem Ende die zentrale Rolle: „Ich möchte den Betrachter mit grundlegenden Fragen zum Leben konfrontieren: Welches Leben suche ich mir aus? Konzentriere ich mich auf mich selbst oder lebe ich in Gemeinschaft mit anderen? Hängt unser Leben nicht am seidenen Faden und kann vollkommen unerwartet enden?“ In einer Ecke des Kirchraums, gegenüber den Werken, die aus vielen Spindeln bestehen, zeigt sie an zentraler Stelle eine Vitrine mit einer vergoldeten Spindel, geschützt von einer Glashaube, die den Wert der Spindel betont. Bernshaus: „Das Leben ist ein Schatz, eine Kostbarkeit und Rarität. Das Leben muss bewahrt werden.“

Uscha Urbainski zeigt in ihren Bildern und Objekten Figuren, die offensichtlich gerade eine Verwandlung erleben. Ein „Engel“, so der Titel der Installation, hat Platz auf dem Abendmahltisch gefunden. Es hat den Eindruck, als ob sich der Engel gerade befreie und erhebe, um zu etwas Neuem aufzubrechen. Es lohnt sich, den gesamten „Kunst.Raum.Kirche“ zu durchstreifen, um weitere Werke Urbainskis zu entdecken. Zum Beispiel auf der Empore die Figur „Sitzende“, die zur Orgel schaut. Dort findet der Ausstellungsbesucher einen Kokon aus Gips und Stoffbahnen. Der Kokon, groß wie ein Mensch, ist leer. Etwas hat sich aus dem Kokon befreit. Von der Orgelempore kehrt der Blick unwillkürlich zurück zum Abendmahltisch mit dem gerade aufbrechenden Engel …

Die Ausstellung ist bis zum 9. Dezember zu sehen. Öffnungszeiten der Christuskirche: Di. bis Fr. 15 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

23.11.2016