Verständigung über Grenzen hinweg

Papua-Neuguinea - Land des Weltgebetstags 2009

Die Besucherinnen des Länderabends betrachteten genau die sichelförmige Kinamuschel, das traditionelle Zahlungsmittel („Muschelgeld“) auf Papua-Neuguinea bis zur Einführung der Geldwährung „Kina“.

Kreis Lippe/Detmold. Papua-Neuguinea ist das Land des nächsten ökumenischen Weltgebetstags, der am 6. März 2009 mit Gottesdiensten in mehr als 170 Ländern gefeiert wird. Auch in Lippe haben die Vorbereitungen für den Weltgebetstag begonnen. Waltraud Behrmann aus Husum, Leiterin des Weltgebetstagskomitees der Nordelbischen Kirche, informierte im Gemeindehaus der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Detmold am Montag, 24. November, über den Inselstaat im Südpazifik.

Zum Länderabend begrüßte die für die landeskirchliche Frauenarbeit zuständige Pfarrerin Annette Wolf rund 60 interessierte Frauen aus lippischen Kirchengemeinden. Diese ließen sich von Waltraud Behrmann in einem bunten und lebendigen Bilderbericht mitnehmen auf eine Reise rund um den Globus ans „andere Ende der Welt“ nach Papua-Neuguinea. Mit Frau Behrmann stand eine sehr fachkundige Referentin zur Verfügung: Von 1990 bis 2002 hatte sie im Auftrag des Nordelbischen Missionszentrums in Papua-Neuguinea gearbeitet. Im März und April 2008 war sie im Rahmen einer Studien- und Begegnungsreise erneut im Land des Weltgebetstags unterwegs.

Das Weltgebetstagsmotto „Viele sind wir, doch eins in Christus“ habe für die Frauen in Papua-Neuguinea eine besondere Bedeutung, so Waltraud Behrmann. In dem südpazifischen Staat würden mehr als 800 unterschiedliche Sprachen gesprochenen bei einer Bevölkerung von etwa 5,8 Mio. Menschen. Die nahezu unglaubliche Fülle der Sprachen resultiere aus der Menge der kleinen und mittelgroßen Inseln sowie aus der Unwegsamkeit der Hauptinsel mit zahlreichen schroffen Gebirgen. In den mit tropischem Regenwald bestandenen Tälern und im dichten Bergdschungel lebten Volksstämme, die von außen nur mühsam zu erreichen seien und deshalb jeweils eigene Sprachen entwickelt hätten. Sprachgrenzen, mangelnde Verkehrswege und die in den wenigen größeren Städten wachsenden sozialen Unterschiede erschwerten es den Menschen in Papua-Neuguinea, „eine Nation“ beziehungsweise „ein Leib“ zu werden. Um eine allgemeine Verständigung untereinander zu ermöglichen, habe sich seit dem 19. Jahrhundert die Sprache Tok Pisin entwickelt, eine Mischung aus den Sprachen der damaligen Kolonialmächte Deutschland, Holland und England.

Den Seeleuten und Händlern der Kolonialzeit seien Goldsucher, Pflanzer und Wissenschaftler gefolgt. Mit diesen seien Missionare ins Land gekommen. Zwischen 66 und 90 Prozent (genaue Zahlen gibt es nicht) der Menschen in Papua-Neuguinea bekennen sich heute zum Christentum, „und zwar in ökumenischer Vielfalt“, berichtete die Referentin. In der christlichen Dachorganisation, dem Rat der Kirchen Papua-Neuguineas, seien sieben Konfessionen vertreten, die „hervorragend miteinander zusammenarbeiten.“

Der Großteil der Bevölkerung lebe und ernähre sich von der eigenen Landwirtschaft. Doch die Globalisierung mache auch vor dem Südpazifik nicht Halt. Holzeinschlag und Plantagenwirtschaft (Kaffee, Palmöl) ausländischer Investoren schädigten den Urwald. Junge Leute, vornehmlich Männer, wanderten in die Städte ab und setzten sich dort den Gefahren der Verarmung und Verwahrlosung aus. Die sozialen Folgen seien Kriminalität, Gewalt gegen Frauen und Ausbreitung von Aids.

Auf die Wahl zum Weltgebetstagsland 2009 hätten die Kirchen des Landes mit großer Freude reagiert. Man erhoffe sich internationale Aufmerksamkeit für das in den Weltnachrichten sonst kaum erwähnte Papua-Neuguinea. Gleichzeitig wollten die Frauen des Inselstaates zeigen, dass ihr gelungenes Bemühen, sich über 800 Sprachen hinweg zu verständigen, eine Ermutigung für die ganze Welt sein könne: „Viele sind wir, doch eins in Christus“.

27.11.2008