„Sohn und Offenbarer Gottes“

Religionslehrertag beschäftigte sich mit „Jesus im Religionsunterricht“

Als Tagungsleiter begrüßte der landeskirchliche Schulreferent Landespfarrer Tobias Treseler (2. von rechts) Leitenden Regierungsschuldirektor Helmut Zumbrock (links) sowie die beiden Referenten Prof. Dr. Gisela Kittel (2. von links) und Prof. Dr. Martin Leutzsch (rechts) auf dem Religionslehrertag in Haus Stapelage.

Kreis Lippe/Lage-Stapelage. „Jesus Christus ist Dreh- und Angelpunkt des christlichen Glaubens. Deshalb wird die Religionsunterricht-Jahrestagung mitten ins Zentrum des Glaubens führen.“ Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann betonte vor lippischen Religionslehrerinnen und -lehrern aller Schulformen den hohen Stellenwert des Religionslehrertages, der am Dienstag, 18. November, im Tagungshaus Stapelage stattfand. Der Tag stand unter dem Titel: „Jesus von Nazareth: Biblische Perspektiven. Neuzeitliche Vorstellungen. Didaktische Anregungen.“

Dr. Dutzmann führte aus, dass die NS-Diktatur wesentliche Elemente des christlichen Glaubens durch nationalsozialistisches Gedankengut ersetzt habe. Die Zeit von 1933 bis 1945 lehre, dass die Auseinandersetzung mit Jesus Christus nicht immer und selbstverständlich im Zentrum des Glaubens stehe. Jedoch erschließe nur die Beschäftigung mit Christus den Glauben und lege den festen Grund christlicher Identität. Dr. Dutzmann dankte den Pädagogen für ihren vielfältigen Einsatz, im Religionsunterricht ihren Schülern diesen festen Grund zu vermitteln.

Prof. Dr. Gisela Kittel (Detmold) und Prof. Dr. Martin Leutzsch (Paderborn) legten in ihren Vorträgen dar, was ihrer Meinung nach mit Bezug auf Christus im Religionsunterricht vermittelt werden sollte. Während Prof. Leutzsch über „Jesusvorstellungen der Moderne“ referierte, sprach Prof. Kittel über „Biblische Perspektiven“. Die Detmolder Theologin, von 1981 bis 2005 Professorin für „Evangelische Religion und ihre Didaktik“ an der Universität Bielefeld, wandte sich gegen eine einseitig sozialgeschichtliche Auslegung biblischer Texte. Prof. Kittel: „Wer nichts als den historischen Menschen Jesus von Nazareth suchen will, wird auch nur den historischen, d.h. vergangenen, Jesus finden.“ Ein nur am Historischen orientierter Religionsunterricht rücke Jesus in „unendliche Ferne“ und erkläre nicht die von Christus ausgegangenen Impulse. Wesentlich für eine Unterrichtsbeschäftigung mit Jesus als „Sohn und Offenbarer Gottes“ sei die „theologische Dimension der Geschichte Jesu“, wie sie z. B. im 1. Kapitel des Johannes-Evangeliums, Vers 14 deutlich werde: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“ An der Schule sollten die Evangelien nicht als „Biographien eines charismatischen Menschen“, sondern als „erzähltes Christuszeugnis“ dargestellt werden. Gisela Kittel: „Die Evangelien verkünden, ebenso wie die Apostel, nicht nur den da gewesenen Jesus Christus, sondern den, der als der gekreuzigte und auferstandene Herr durch die Zeiten hindurch und also auch heute für uns da ist.“ Die „Begegnungs- und Wundergeschichten“ der Evangelien würden dazu einladen, die eigene Lebensgeschichte in sie hineinzustellen und „unser Leben im Horizont der Geschichte Jesu neu wahrzunehmen.“

Die Evangeliumsberichte vom Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu bildeten den Kern des christlichen Glaubens. Die Passionsgeschichte werde nicht nur um Jesu willen erzählt. Dies sei im Unterricht darzustellen. In der Auferstehung drücke sich aus, „dass gegen alle Mächte der Sünde und des Todes Gottes erbarmende Liebe das letzte Wort behält.“

20.11.2008